Forschung

Forschung

Mein persönliches Hauptforschungsinteresse liegt im Bereich der politischen, Verfassungs- und Militärgeschichte, der politischen Theorie und Philosophie, der vergleichenden Demokratie- und Diktaturforschung, sowie der Identitätsstudien. Schwerpunktmäßig fokussierte meine bisherige wissenschaftliche Tätigkeit auf folgende Thematiken:

  • 1. Transfer und Rezeption von konstitutionellen Ideen und Praktiken im Post-Napoleonischen Europa

    Forschung zu transnationalen Verfassungstransfer- und -rezeptionsprozessen steht nach wie vor in ihren Anfängen. Vor diesem Hintergrund war es Ziel meiner Studien, die praktische Bedeutung von konstitutionellen „Austauschprozessen“ für den postnapoleonischen Konstitutionalismus in Europa zu ergründen. Insbesondere wurde der praktische „Modellcharakter“ der französischen Charte constitutionnelle als Prototyp von „monarchischem Konstitutionalismus“ analysiert, dies unter Bedachtnahme dreier Hauptaspekte: zum einen der De-facto-Bedeutung von monarchischem Konstitutionalismus für verschiedene europäische Staaten im Vergleich zu anderen potentiellen Verfassungsvorbildern; zum zweiten der konkreten Praxis von Verfassungstransfer und –rezeption; schließlich der Vergleichbarkeit von Verfassungswirklichkeiten in verschiedenen monarchisch-konstitutionellen Staaten.

    Unter Bemühung einer „neuen Politikgeschichte“ und basierend auf Ergebnissen sowohl der klassischen Komparatistik als auch (interkulturellen) Transfergeschichte wurde die konkrete Bedeutung des französischen „Modells“ für Europe zu beleuchten gesucht, dies gleichsam um eine analytische Grundlage für hinkünftige Bestimmungsversuche von Charakter, Möglichkeiten und Grenzen von Verfassungstransfer und -rezeption auf einer allgemeineren Ebene zu schaffen.

    Im Ergebnis wird der Wert bestehender Vorstellungen von „Modell“ und „transnationaler Übernahme“ in Frage gestellt und die Notwendigkeit der Reevaluation klassischer Verfassungsgeschichte betont, dies sowohl hinsichtlich ihrer Methodologie als auch ihrer inhaltlichen Ausrichtung.

  • 2. Fundamentalismus als „moderne antimoderne Utopie“

    Fundamentalismus avancierte in den letzten Jahren zu einem Kernfeld internationaler Forschung, insbesondere seit den Ereignissen des 11. September 2001, die unvermittelt das Verhältnis von Politik und Religion zu einem Gegenstand des öffentlichen Diskurses machten. Nichtsdestoweniger zeigt sich nach wie vor ein „blinder Fleckt“ in der Fundamentalismusforschung dergestalt, dass der Zusammenhang zwischen „Moderne“ und zeitgenössischem Fundamentalismus zwar erkannt wird, genaue Untersuchungen hierzu aber weitgehend fehlen. Angesichts dessen war es das Ziel meiner Arbeit, die Diskussion um die Beziehung von Politik und Religion aufzugreifen, Fundamentalismus als ein zivilisatorisches Phänomen zu begreifen, und seine Wurzeln im „Projekt der Moderne“ freizulegen.

    Basierend auf einer kritischen Analyse des westlichen Modernisierungsparadigmas, das einseitig auf den „Säkularisierungsimperativ“ fixiert ist, erweist sich Fundamentalismus nicht nur als ökonomisches und politisches Phänomen im engeren Sinne, sondern als ein intellektuelles und kulturelles grundgelegt in Bewegungen und Entwicklungen, die sich unter dem Begriff der „Moderne“ subsumieren lassen.

    Die Forschungsergebnisse belegen den eminent politisch-ideologischen Charakter von religiösen fundamentalistischen Bewegungen. Wohl lassen sich klare Unterschieden zwischen verschiedenen „Fundamentalismen“ in unterschiedlichen Kulturkreisen und Religionen konstatieren, gleichwohl teilen alle einen gemeinsamen Kern. Dieser gemeinsame Kern wird paradoxerweise durch jene jakobinischen und „totalistischen“ Potentiale verkörpert, die durch die „Großen Revolutionen“ und deren totalitären Nachfolgeregimen als Ausdrucksformen radikaler innerweltlicher Gnosis bereitgestellt worden waren. Dementsprechend erscheint Fundamentalismus letztlich als höchst ambivalentes Phänomen: als eine Form von „modernem Antimodernismus“, der nach den politischen Religionen des 20. Jahrhunderts als zweite „totale Auflehnung“ gegen die Zerstörung des kosmologischen Mythos gedeutet werden will.

  • 3. „Cäsarismus“ und „Demokratische Diktatur“ im 19. und 20. Jahrhundert
  • 4. Europäische Identität und Europäisches Historisches Gedächtnis
  • 5. Wissenschaft, Zahl und Macht